Ein Gastbeitrag von veiovis
Die Tabletop Masters wurden ins Leben gerufen, um die Warhammer 40.000 Turnierszene zu fördern. Aktuell sinken die angebotenen Turniere und die Teilnehmerzahlen sind rückläufig. Gleichzeitig zersplittert die Turnierszene mit unterschiedlichsten Reglementierungen immer weiter.
Die Turnierorganisatoren werden neben den bestehenden logistischen Ansprüchen durch die Regelflut vor größere Anstrengungen gestellt, um ein durchdachtes Turnierregelwerk bzw. FAQ zu entwickeln. Durch die oftmals teuren Raummieten arbeiten die Organisatoren kostenlos und es bleibt kein oder kaum Geld, dass in Preise investiert werden kann. Letztlich wird die Arbeit der Organisatoren selten gewürdigt.
Etablierte Spieler stören sich an der fehlenden Einheitlichkeit. Für jedes Turnier muss eine neue Armee konzipiert werden. Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Regelungen, dem Umfang der 40.000 Regelwerke und Kombinationsmöglichkeiten wird aus der Armeezusammenstellung ein kleines Studium- beschränkt auf ein einzelnes Turnier. Auf interessierte neue Spieler kommen weitere Probleme zu. Einen Eindruck von kompetitivem Spielen, kann man eigentlich erst auf Turnieren erleben. Die Coverage von Turnieren muss man im Internet suchen, letztlich wird meistens die Rangliste und die Paarungen gepostet. Später werden „versteckt“ in Foren Bilder hochgeladen.
Die Tabletop Masters wurden als nonprofit Projekt entwickelt, um diese Probleme anzugehen. Die Tabletop Masters stellen ein stets aktuelles, stringent und logisch strukturiertes Turnierregelwerk mit FAQ zur Verfügung. Organisatoren können dieses Regelwerk nutzen, um ein Tabletop Masters Turnier zu werden. Den Organisatoren werden die aufwendige Entwicklung des Regelwerks und die lästige Klärung von Fragen abgenommen. Gleichzeitig ergibt sich für die Spieler bei allen Tabletop Masters Turnieren ein festes Regelwerk über eine gesamte Saison. Die Saison umfasst ein Kalenderjahr. Abgeschlossen wird die Saison mit einem Finalturnier. Die besten 6 Spieler und die beiden Gewinner der 2 Grand Tournaments spielen in zwei Gruppen und im KO-Modus den Sieger der Tabletop Masters aus. Der Sieger der Tabletop Masters bekommt neben Preisen eine automatische Nominierung für das deutsche ETC Team.
Die Coverage zum Finale der Tabletop Masters wird mit Hilfe unseres Partners 40kings-Network vollständig und live auf der Homepage der Tabletop Masters übertragen. Zudem bieten wir allen Organisatoren von Tabletop Masters Turnieren unsere Homepage zur Vorstellung, Coverage und zum nachträglichen Präsentieren von Bilder. Durch diese Präsentation der Turniere soll die Arbeit der Organisatoren gewürdigt und die Leistungen der Spieler für Interessierte bereitgestellt werden.
Wir werden versuchen, auf Tabletop Masters Turnieren, die Internet bereit stellen können, eine Live-Coverage anzubieten. Zudem erhalten alle Organisatoren von Tabletop Masters Turnieren durch unseren Sponsor Fantasywelt einen Preispool und können vergünstigt weitere Preise kaufen.
Für Spieler entsteht mit der Homepage der Tabletop Masters eine Plattform auf der alle Aspekte für eine kompetitive Turnierserie zusammenlaufen. Auf der Seite finden Spieler und Interessierte Turnierregeln, den Armeeaufbau vor allem eine ausführliche Berichterstattung zu den Tabletop Masters.
Tabletop Masters für Spieler
– Einheitliches Regelwerk, inklusive Armeeaufbau für eine gesamte Saison über 1 Jahr
– Erhöhter Preispool der Turniere und der Finals
– Finalturnier zur Ermittlung des Tabletop Masters Siegers
– (Live) Coverage
– Direkte Qualifikation für das deutsche ETC Team
– Eine Plattform für sämtliche Informationen
Tabletop Masters für Turnierorganisatoren
– Bereitstellung eines Regelwerks und zentrale Klärung von Fragen
– Werbung und Nachberichterstattung der Turniere über www.tabletopmasters.de
– Bereitgestellter Preispool und vergünstigter Erwerb weiterer Preise über unseren Sponsor Fantasywelt
– Ggf. (Live)Coverage von den Turnieren durch das Tabletop Masters Team oder den Partner 40kings-Network
Entscheidungen zum Armeeaufbau
Der wohl am heißesten diskutierte Punkt wird der Armeeaufbau sein, dies zeigen auch die Rückmeldungen der Organisatoren. Einige Spieler und Organisatoren möchten gerne „alles“ zulassen. Das umfasst Forgeworld, 30k oder beliebige Kontingente. Andere Spieler und Organisatoren würden lieber alles verbieten. Das könnte in einem Spiel nach CAD oder einer Limitierung z.B. von gigantischen Einheiten resultieren. Wir haben versucht einen guten Mittelweg zu wählen. Unsere Kriterien für den Armeeaufbau waren Stringenz, Übersichtlichkeit und Spielbalance.
Stringenz
Wir haben uns entschieden Kriterien für den Armeeaufbau zu entwickeln die in zwei Sätze gefasst werden können. Es gibt keine Ausnahmen, Sonderregelungen oder individuelle Einschränkungen.
Die Armee umfasst 1850 Punkte, besteht aus maximal zwei Fraktionen und setzt sich aus höchstens drei Kontingenten zusammen. Zugelassen sind alle jederzeit erhältlichen Regeln von Games Workshop und der Black Library (das heißt kein Forgeworld!).
Übersichtlichkeit
Ein aktuelles Problem ist die Vielzahl an Publikationen, welche Games Workshop uns „zur Verfügung stellt“. Kaum jemand hat einen Überblick über die Vielzahl an Möglichkeiten oder weiß, wo sich welche Inhalte finden. Als Hilfestellung haben wir eine Seite gefunden, die sämtliche Formationen und Kontingente auflistet und sogar die spezifischen Regeln darstellt. Mit Hilfe dieser Liste ist es leichter möglich einen Überblick zu behalten. Wir werden in den nächsten Wochen einen Beitrag zum Thema Armeeaufbau auf tabletopmasters.de veröffentlichen. Im Rahmen dieses Themas werden die wichtigen Formationen und Kontingente vorgestellt.
Ich selber als ETC Spieler kenne bei weitem nicht alle Formationen und Kontingente. Für mich ist es ausreichend, wenn ich die Möglichkeiten meiner Armee kenne. Über wichtige Formationen und Kontingente anderer Armeen (streng genommen sind das nur eine Hand voll), die zu einer Anpassung meiner Armee führen, hat das 40kings Network ausführlich informiert. Ich weiß, wenn eine neue „imba“ Formation oder ein neues „imba“ Kontingent herauskommt, dann bekomme ich es auf www.40kings.de mit. Spielt ein Gegner auf einem Turnier eine andere Formation oder ein anderes Kontingent gegen mich, so lasse ich mir die Regeln vor dem Spiel erklären. Bisher wurde ich nie böse überrascht.
Spielbalance
Trotz aller Kritik an Games Workshop und der Regelpolitik, hat Games Workshop es geschafft ein durchdachtes Regelwerk zu schreiben und eine wirklich gute Spielbalance zu erreichen. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen jeder dritte Spieler eine Imperiale Armee hatte. Die Top10 auf einem Turnier waren gespickt von Imperialen. Später wurde es noch eintöniger, die Grey Knights kamen. Gefühlt jeder zweite (auf einigen großen Turnieren national und international nicht nur gefühlt sondern tatsächlich) spielte plötzliche Grey Knights. Vor meiner Zeit waren Orks sehr dominant. Es gab die Zeit der Chaos Space Marines. Diese Liste lässt sich weiter führen.
Aktuell hört man, dass Eldar stark sind. Aber schaut man wirklich mal auf ein Turnier, so sind die Armeen sehr stark gestreut. Das gilt genau so für die Top10 von Turnieren. Es ist nicht der Fall, dass die Plätze 1-3 von Eldarn belegt werden und sich zwei weitere Eldarspieler in den Top10 finden. Tatsächlich ist die Vielfalt viel Größer als mir jemals bekannt. Seit der siebten Edition gab es für mich persönlich noch kein Turnier, auf dem ich zweimal gegen eine ähnliche Armeeliste spielen musste. Ich möchte einmal beleuchten, wie es zu dieser Vielfalt kommt.
Durch die Kombinationsmöglichkeiten von Kontingenten, Formationen und Fraktionen ergeben sich viel mehr Möglichkeiten als noch vor einigen Jahren. Das führt dazu, dass sich Armeen auf komplett unterschiedliche Weise spielen lassen. Ich kann tatsächlich die Armee oder das Konzept spielen, was ich präferiere. Ich muss (um erfolgreich auf Turnieren zu sein) nicht eine von zwei Toparmeen mit „dem besten“ Setup zocken. Kleine Codices mit wenigen Auswahlmöglichkeiten sind spielbar, weil diese Armeen als Teil einer Gesamtarmee gewählt werden können. Zudem hat Games Workshop endlich angefangen Armeen nachträglich anzupassen. Das hatten wir als Spieler uns lange gewünscht. Aktuell tut Games Workshop genau das, indem sie nachträglich Kontingente und Formationen für Armeen mit einem älteren Codex herausbringen. Tyraniden wurden wieder spielbar durch ein neues Kontingent im Kampagnenbuch von Anfang 2015. Dämonen, die auf Turnieren ausgestorben waren, haben durch ein paar Boni von Kontingenten und Formationen wieder einen Schub bekommen und werden wieder auf Turnieren zu sehen sein. Die aktuelle Anpassung an Orks und sicherlich auch die kommende an den Chaos Space Marines führen zu einer notwendigen Verbesserung der Armeen. Spieler dieser Armeen können hoffentlich bald wieder ihre Armee erfolgreich ins Feld führen.
Würden wir Kontingente und Formationen verbieten, dann würden wir diese erfolgreiche Möglichkeit der Anpassung von Games Workshop unterbinden. Ein zweiter Aspekt der Vielfalt liegt in den alliierten. Armeen die zentrale Probleme haben, können trotzdem gespielt werden, weil sich diese Probleme durch eine zweite Fraktion beheben lassen. Gleichzeitig gibt es kein dominantes Konzept, dass allen anderen überlegen ist. Eldar Jetbikes sind anfällig gegen hohe Panzerung, gegen eine Armee mit Erschlag (z.B. durch Droppods). D-Waffen sind wenig Effizient gegen MSU Konzepte und billige Einheiten/Modelle. Todessterne haben dafür Respekt vor D-Waffen und vor dem Stampfen gigantischer Einheiten. Gigantische Einheiten wiederum sind weniger Interessiert an Gravitationswaffen oder Rending (im Falle von gigantischen monströsen Kreaturen) oder sind stark bedroht durch Melter und Impulswaffen (im Falle von Fahrzeugen). Angst haben alle gigantischen wiederum vor D-Waffen. Dieser lebende Circle of Death ist so weit ausgeprägt, dass beim ETC das Verfahren von Stellarmeen geändert wurde. Kein Land hat es geschafft eine Armee zu entwickeln, die allen anderen (ausreichend) standhalten kann. Immerhin spielen beim ETC sehr viele kompetitiv orientierte, ambitionierte und ehrgeizige Spieler aus vielen Ländern der Welt. Doch erstmals ist es keinem Spieler gelungen eine Armee zu entwickeln, die allen anderen standhält! Games Workshop hat es geschafft eine Vielseitigkeit und Spielbalance zu schaffen, die es in Warhammer 40.000 noch nie gab. Wir als Turnierorganisatoren möchten diese Spielbalance nicht zerstören indem wir in den Circle of Death eingreifen. Aktuell ist eine Balance gegeben, bleibt das bestehen wenn wir eingreifen? Verbieten oder limitieren wir z.B. gigantische Einheiten, dann fehlt eine zentrale Bedrohung für Todessterne. Also besteht die Gefahr, dass Todessterne ein notwendiges Mittel einer jeden Armee werden.
Forgeworld
Wir haben uns derzeit gegen Forgeworld entschieden. Wir möchten diese Entscheidungen erklären. Das Ziel war es ein stringentes und möglichst einfaches Regelwerk zu entwickeln. Forgeworld stellt dazu ein großes Problem dar. Es gibt diverse Regeln für Modelle, Einheiten oder ganze Armeen. Diese Regeln sind in den meisten Fällen jedoch nicht aktuell. Das Problem an Forgeworld sind nicht die paar Modelle mit aktuellen Regeln, sondern der riesige Haufen an Modellen ohne spielbare Regeln! Wie gehen wir als Organisatoren in diesem Fall vor? Lassen wir nur aktuelle Regeln zu? Dann wäre z.B. Loth nicht erlaubt. Nach seinen Regeln kann er zu Beginn des Zuges einen Psiwürfel abgeben um seinen Rüstungwurf zu einem Rettungswurf zu machen. Dieses Regelwerk ist jedoch überholt. Ihn zu verbieten ist natürlich quatsch. Die notwendige Anpassung ist trivial, er darf den Würfel zu Beginn der Psiphase abgeben. Darf man ihn eigentlich in einer Conclave spielen? Jetzt wird es schon schwieriger. Wieder müssen wir als Organisatoren entscheiden. Wir sind schon bei der zweiten Klarstellung, die in unser Regelwerk aufgenommen werden muss. Nur für ein Modell. Ihr könnt euch vorstellen, dass sämtliche notwendigen Klarstellungen das Regelwerk sehr weit ausdehnen.
Gehen wir davon aus, dass wir diese Klarstellungen in unser Regelwerk aufnehmen. Nach Loth kommt ein Modell mit noch mehr Problemen in seinen Regeln. Lassen wir auch dieses Modell zu? Wo wird die Grenze gezogen, was zugelassen ist und was verboten ist. Nehmen wir als etwas weiter entferntes Beispiel den Dark Harvest der Necrons, immerhin aus Imperial Armor Vol 12 (also relativ aktuell). Das Kontingent basiert auf dem alten Necron Codex. Man braucht auch hier nur ein paar kleine Anpassungen, um das Regelwerk wieder spielbar zu machen (wo liegt der Unterschied zu Loth?). Ich habe das mal umgesetzt, es sind drei Seiten geworden. Auch hier wieder einige subjektive Entscheidungen, die man auch anders hätte treffen können. Ich habe eine Liste mit Vorschlägen für zugelassene Forgeworld Einheiten gesehen, diese enthält Modelle mit Regeln die weit älter sind und stärker angepasst werden müssen als die Regeln zum Dark Harvest der Necrons.
Aus unserer Sicht ergeben sich drei zentrale Fragen:
1. Wer entscheidet was zugelassen wird. Wann ist ein Modell spielbar und wann sind seine Regeln „zu alt
2. Wer schreibt neue Regeln zu den älteren, zugelassenen Modellen. Nichts anderes ist die notwendige Anpassung nämlich.
3. Wie umfangreich wird ein Regelwerk, das alle Überarbeitungen zu Forgeworld enthält.
Betrachtet man das Thema Forgeworld vor dem Hintergrund Stringenz, Übersichtlichkeit und Spielbalance so liefert eine Implementierung derzeit wenig Argumente. Das Regelwerk wird viel aufwendiger und es müssen subjektive Entscheidungen getroffen werden (Wiederspruch zur Stringenz), die enorme Auswahl an Forgeworld ist nicht übersichtlich dargestellt und muss durch ein Regelwerk ggf. stark überarbeitet werden (Wiederspruch zur Übersichtlichkeit) und ohne Forgeworld besteht eine super Spielbalance (Forgeworld ist nicht notwendig, um diese Balance zu erzeugen bzw. beizubehalten). Nicht nur wir sind zu dieser Einschätzung gekommen. Nicht ganz überraschend ist daher, dass Forgeworld weltweit (außer in Deutschland) eigentlich nirgends für Turniere zugelassen ist.
Auf Grundlagen der dargestellten Argumentation haben wir uns nach vielen Gesprächen derzeit gegen Forgeworld entschieden. Die Regeln sind aber nicht für uns sondern für euch Spieler. Deshalb werden wir im Verlauf der ersten Saison vor allem das „Streitthema“ Forgeworld im Auge behalten und uns auch die Meinung von euch Spielern einholen, um zu entscheiden ob es zukünftig mit in das Tabletop Masters System aufgenommen werden soll.
Denn die Maxime dieses Projekts ist: „Von Spielern für Spieler – für Vielfalt – für Nachwuchs!“ Abschließend möchten wir uns bei den Organisatoren für die Arbeit an Regelwerken, FAQ und zur Förderung der Community bedanken. Ein ganz besonderer Dank geht an Felix „General Grundmann“ für sein Engagement.