Ein Gastartikel von Dirk:
Hallo liebe Freunde des kompetitiven Püppchen-Sports. Hier ein kleines persönlcihes Statement zum aktuellen Stand von Warhammer 40.000: The Army Organisation Game – In the grim dark future there is only detachments.
Eigentlich hatte Simon mich gebeten einen kurzen Artikel über das Mechanikum zu verfassen, aber beim Schreiben des Artikels drifteten meine Gedanken aber immer wieder zum Thema Armee-Aufbau. Unter welchen Bedingungen soll ich denn das Mechankium bewerten? Nach CAD? Das kann es gar nicht. Als Alliierte? Geht auch nicht. Als Detachment? Als Formation? Meine Gedanken dazu würde ich jetzt gerne mit euch teilen. Vielleicht als kleiner Hintergrund: ich persönlich spiele seit 22 Jahren dieses Spiel und habe somit etliche und vielfältige Veränderungen erlebt. Der härteste Cut war der Wechsel zur 3rd Edition, was quasi ein komplett neues Spiel darstellte.
Das sogenannte Turnier-Spiel war allerdings für 18 Jahre nicht Teil meiner Spielpraxis, die sich nur auf Spiele mit Freunden und viel Basteln und Malen beschränkte.
Die letzten Jahre jedoch waren, dank der deutschen Turnier-Szene eine wirklich tolle Erfahrung und haben meinen 40k Horizont um viele Aspekte erweitert. Zu erfahren, dass es eine solche gibt und nach welchen Regeln und Beschränkungen dort gespielt wird, geschweige wie man sich zu einem Turnier anmeldet ist eine ganz andere Geschichte.
Ich habe viele sehr nette und engagierte Menschen kennen gelernt und was diese Menschen verbindet, ist ihre Liebe zum Spiel und dessen Hintergrund. Die meisten lieben aber auch die sportliche Auseinandersetzung und den Wettbewerb, wobei der Spaß, tolle Bemalung und wilde Conversions natürlich nicht fehlen dürfen. Durch meine Reisen in Deutschland – und auch hin und wieder nach Belgien oder Österreich – habe ich viele tolle Arten dieses Spiel zu spielen kennen gelernt.
Nicht zuletzt habe ich auch über 2 Jahre hinweg die Turniere in der Drakenburg Düsseldorf organisiert und begleitet.
Warum schreibe ich diesen Artikel? Es macht mir sorgen, welche aktuellen Entwicklungen innerhalb der Veröffentlichungspolitik von Games Workshop Auswirkungen auf das Turnierspiel haben.
Deshalb habe ich eine These für euch mitgebracht, die ich ein bisschen untermauern und mit euch diskutieren möchte.
Wie immer und Anfangs gesagt, ist dies kein wissenschaftlicher Artikel, sondern ein persönliches subjektives Statement sowie der Anfang einer monatlichen Artikelreihe. Diese schreibe ich unentgeltlich für das Höhere Wohl des Spieles und 40Kings und natürlich für die netten Kommentare.
Beginnen wir mit der These:
„Die Turnier-Szene und das Turnier-40k in Deutschland entfernt sich vom 40K-as-printed-&-published und das ist sehr schlecht für die Zukunft des (Turnier-) Spiels.„
Was veranlasst mich zu dieser Annahme?
Fast alle Turnier-Diskussionen drehen sich früher oder später um Beschränkungen (sind diese nötig? Wenn ja, welche?) und um den Armee-Aufbau (Was zulassen, was verbieten? Balancing? Zugänglichkeit?).
Bevor ich auf diese These näher eingehe, noch ein paar kurze Annahmen, die helfen, meine Gedankengänge zu verstehen. GW versteht sich längst nicht mehr als eine Spiele-Firma, sondern als einen exklusiven Hersteller von sammelbaren Miniaturen und Merchandising Produkten sowie Lizenzprodukten des Warhammer Franchises. Die „um Seele“ des alten GW, das durchaus einmal aus Fans und Spielern bestanden hat und nicht aus Betriebswirten ist nicht mehr so direkt spürbar. Aus der Hinterhof -Figurenschmiede ist ein großer Konzern geworden, der wesentlich anonymer wirkt als „Ye Good ole GW“.
Die Regeln sind ein Beiwerk und/oder Marketing-Instrument zum Verkauf von Figuren, dem längst nicht so viel Aufmerksamkeit bei der Produktion geschenkt wird, wie dem Design und der Produktion von Miniaturen. Letztere sind übrigens Top-Standard der Industrie und ein Benchmark für jeden Miniaturenhersteller. Aus dem WD, einem Spielemagazin, ist eine Hochglanzbroschüre für Miniaturen geworden.
Demnach gibt es auch nur einfachstes oder gar kein Balancing, denn das Testen der Regeln findet allenfalls rudimentär oder auch gar nicht statt. Da in letzter Zeit sehr viele neue Modelle mit sowohl verrückt guten als auch sehr schlechten Regeln veröffentlicht wurden, gehe ich davon aus, dass es keinen Masterplan „More Sales through power creep“ gibt. Die Unterstellung mit übertriebenen Regeln Verkäufe anzukurbeln, kann ich so nicht bestätigt sehen.
Eins ist jedoch klar: Die Codizes werden nicht mehr zuerst geschrieben und dann Minaturen produziert – oder eben auch KEINE. Genau letzteres führte in der Vergangenheit zu einem Boom der „Chapterhouses“ und etlicher polnischer Nischenfirmen, denen GW erst einen Markt eröffnet hat, um sie dann zu verklagen. Wer kauft polnische Resin-Wölfe oder Tervigone wenn das nicht Lücken im GW-Sortiment wären? Und die Lücken und den Bedarf durch gute Regeln in durch GW gedruckte Codizes schafft GW auch noch… Da kann ich als Betriebswirt nur die Augen verdrehen, wenn ich Nachfrage erschaffe die ich nicht bedienen kann.
Demnach ist die aktuelle Release-Politik vernünftig und nachvollziehbar. Neue Miniaturen erscheinen zeitglich mit den Regeln und es erscheinen keine Regeln ohne Figuren.
Kleiner Einschub: Wie planlos GW vorgeht, erkennt man gut bei Logan Grimnar. Ob man den Schlitten jetzt mag mal Außen vorgelassen – Es wäre betriebswirtschaftlich sehr sinnvoll gewesen Wolflords den Schlitten als Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Das lässt ein bisschen erkennen, wie GW denkt. GW glaubt nämlich, das die Kundschaft Logan kauft, weil es ein ganz tolles Modell ist und nicht wegen Regeln oder Spielbarkeit.
Der Wechsel vom Tabletop zum Collectible Toy ist für mich somit deutlich erkennbar. Speziell wenn man mit Figuren Geld verdienen will. Modelle, die seit Jahren im Markt sind, erzeugen eben keine neuen Verkäufe. Dazu kommt der stetig wachsende Gebraucht-Markt. Letzteres hat auch die Modelleisenbahn-Industrie (beinahe) getötet. Es gab halt nur x Vorbild-Lokomotiven, zu denen man Modelle bauen konnte. Die hatte irgendwann jeder und es gibt dank den Verkäufen vergangener Dekaden unendlich große Gebrauchtmärkte. Deshalb hat GW recht schnell den Hebel umgeworfen und produziert wie die Sammelkartenindustrie ständig völlig neue Modelle, oft auch nur als „limited run“. Das sind sichere Sales und die Limitierung löst Kaufdruck aus. Wer jetzt schreit „Ich bin resistent“, dem sei gesagt das Void Shield Generator und Plasma Obliterator immer in Sekunden ausverkauft sind. Gleiches gilt für die „exklusiven“ Versionen der Codizes und Regelbücher.
Das Grundsortiment wird zunehmend stark verkleinert um in den Regalen Platz zu schaffen und den Geldfluss durch weniger Lagerbestand (weniger Artikel, schnell drehendere Artikel) zu verbessern. In manchen Jahren gab es bestimmt Lagerhäuser voller Eldar Support-Waffen Batterien oder Necron Bikes. Ich könnte mich noch ewig zu diesem Thema auslassen, aber das bringt uns vom eigentlichen Thema ab.
GW interessiert sich in keinster Weise für das Turnier-Spiel. Wenn GW jemals auch nur einen Hauch von Interesse am Turnierspiel hatte, so ist dieses spätestens mit der Einstellung der Grand Tournaments verschwunden.
Demnach ist das Turnierspiel eine vollständig von Fans organisierte Welt. Eine kleine Welt, die auch noch total zersplittert ist.
Wie komme ich eigentlich darauf dass es kein Balancing der Reglen oder Fraktionen für Turniere gibt? Nun ja, es gibt so viele Fraktionen, so viele Waffen, so viele Gegenstände und so viele Sonderregeln. Dem gegenüber stehen keinerlei auswertbare Daten über Spielstärke, wie sie zum Beispiel bei Computerspielen zu Hauf vorhanden sind. Da kann keiner echtes, fundiertes Balancing bei GW betreiben selbst wenn er wollte, denn das wenige Testen (falls es überhaupt stattfindet) deckt niemals die vielen Lücken und unendlichen Kombinationen auf, die dem Turnier Spieler zum „abuse“ auffallen und auch mal den Tag verderben. Blizzard kann pro Tag wieviele Starcraft Spiele auswerten? Millionen? Und es gibt nur drei Fraktionen. Und Dennoch muss ständig gepatched werden. GW kann und will kein Balancing mit Anspruch an Fairness und zeitnahe Umsetzung betreiben. Wenn ein Eldar-Codex den Serpent „as printed“ enthält, muss die Szene über Jahre mit dem Serpent leben. Da gibt es kein Patch über Nacht oder ein Blue-post.
Da „Anecdotal Evidence“ ein super starkes Argument ist im Internet, hier noch meine: Ich habe mehrfach mit Jervis J. über Balancing, Turniere und FAQs gesprochen. Er versteht das Problem gar nicht. Er sagt ganz klar, dass wir Szenarien spielen sollen, auch total unfaire, eigen Regeln erfinden sollen. Spaß haben, Regelunklarheiten auswürfeln sollen. Die drei von mir vorgetragenen Unklarheiten hat er gar nicht verstanden. „Oh”, war die Antwort. „I have never imagined you could read it that way“ “Always ask yourself: What does it say on the tin?” war die Antwort auf “ignores cover” und Fahrzeuge und Grav-Waffen. Er hat nicht mal den Unterschied zwischen “Glancing Hit” oder “Wound” im Wording kapiert. Er hat mich ausgelacht (ok, gegrinst und den Kopf geschüttelt) als er es verstanden hat.
Long story short: Es gibt für mich kein ganzheitliches Codexdesign (Regeln und Minaturen), kein (oder kaum) Playtesting und das fertige Produkt ist eigentlich kein Tabletop-Spiel. Die Ansprüche von GW an die eigenen Produkte sind nicht:
Codex-interne Balance oder gar externe Balance der Codizes untereinander sondern hohe Figurenqualität und Alternativlosigkeit (keine Konkurrenzmodelle am Markt).
GW wird zum Figuren und Merchandising/Licensing Konzern. Dem Aufschrei nach spielbaren und gebalancten Spielen begegnet man mit Sprechblasen. „Have Fun, Forge a Narrative“ Das flüssige, schlüssige Regeln und Balance Fun erzeugen ist in Nottingham noch nicht angekommen. Dann müsste man sich ja eingestehen, dass man ein Spiel produziert.
Wenn man denn aber dennoch mit seinen wertvollen Sammelobjekten spielen will, stößt man auf eine recht beachtliche Hürde. Man muss seine Puppen zur Schlacht formieren und zusammenstellen. Ein zunehmend komplexeres Thema. Das Spiel im Spiel. Force Organisation: The Game.
Der gute alte Organisationsplan den wir schon seit einigen Editionen kennen, hat im Laufe der letzten Jahre schleichend Erweiterungen und Substitute erfahren, die ihn zu einer Bedrohten Spezies machen. Mit der fünften Edition haben wir die Einführung von Fliegern als auch von Befestigungen erlebt. Zu letzteren gesellten sich schon bald so genannte Kriegsherren (Lords of War). So gab es neben den altbekannten 5 „Schlachtfeldrollen“ HQ, Elite, Sturm, Standard, Unterstützung zwei neue: Befestigungen und Kriegsherren.
Waren Letztere zu Beginn noch gewaltige Kreaturen oder Fahrzeuge, so wurde dieser Platz auch später durch Infanteriemodelle belegt. Commander Dante und Logan sind Beispiele aus der jüngeren Historie.
Hier wehrte man sich in Deutschland anfänglich mit „LoW sind verboten“, doch will man wirklich auch Dante, Ghazkul und Logan verbieten? Der alte CAD beginnt zu wackeln.
Mit dem Codex: Imperial Knights wurde es noch schlimmer, ganze Armeen aus superschweren Läufern, die auch nicht per „LoW Slot Banning“ zu verbieten waren. So haben viele Orgas einfach den Codex verboten. Ob dies eine Lösung ist, diskutieren die 40Kings ja gerade im aktuellen Podcast. In der englischen Mutterwelt des Kriegsgehämmers stellen sich solche Fragen nicht.
Doch bleiben wir kurz beim Organisationsplan.
Dieser deutlich erweiterte Organisationsplan hat mit der 6ten Edition einen vielfach ungeliebten oder heiß geliebten Bruder bekommen: den Organisationsplan für Alliierte. GW führte hier die Möglichkeit ein, eine Armee aus mehreren Codizes zusammenzustellen. Am Anfang heiß diskutiert, mittlerweile akzeptiert. Speziell die Fraktion des Imperiums und ihre vielfältigen Waffen-Brüder konnten sich hier frei bedienen. Mit dieser Entwicklung erlebten wir eine ganz neue Art des Spiels: das Sammeln und Stacken von unzähligen Sonderregeln in einer dominanten und kaum zu besiegen den Einheit dem, dem neuen, besseren ™ Todesstern (jetzt mit ganzen Alliierten, kann Spuren von Erdnüssen enthalten). Wer kannte Sevrin Loth?
Der letzte Sargnagel für die alte „Denke“ des Armeeaufbaus war die Verschiebung von ehemals angeschlossenen Transportern in die Sturmsektion (Codex Dark Eldar?). Seit dem dienen ganze Orden als imperiale Taxiunternehmen, da blaue oder gelbe Centurions nunmal nicht in blauen Kapseln mitfahren mögen. Rote und graue Taxiunternehmen bieten hier gerne ihren Service an.
Mit der Einführung der siebten Edition haben wir mittlerweile auch die Möglichkeit ganz ohne Organisation, eine sogenannte ungebundene Armee aufzubauen. Dies wird von der Turnierszene natürlich kategorisch abgelehnt, Taxiunternehmen und gestackte Sonderregeln hingegen sind völlig ok.
Das bringt uns zu dem anderen Armeeaufbau und den ganzen Detachments und Formationen.
Anmerkung: Ob eine Armee aus vielfältigen Formationen und Detachments, die auch verzweifelte Verbündete enthält, noch weit von einer „Unbound Army“entfernt ist, glaube ich nicht.
Aus diesem Grund sehnen sich viele Spieler nach einfacheren und überschaubareren Regeln zum Armee Aufbau und dem Beschränken von Formationen und Detachments. Ich hab die Zahlen jetzt nicht im Kopf aber ich glaube, dass wir mittlerweile an die 100 verschiedenen Formationen haben.
Kommen wir zum letzten Sargnagel für das gute alte „CAD only 40k“. Immerhin konnte man bis vor kurzem noch nahezu alle Armeen noch nach dem CAD aufbauen. Mit den beiden letzten kleineren Codices Harlequins und Skitarii haben wir nicht länger die Möglichkeit diesen (oder das AD) zu nutzen, da diesen Armeen das Hauptquartier fehlt.
Das führt zu einem weiteren Dilemma. Wenn ich keine Formationen oder speziellen Kontingente zulasse, verbiete ich ganze Armeen und Codizes.
Wem das noch nicht genug war: Die beiden großen letzten Bücher Necrons und Eldar (und Khorne Daemonkin) zeigen in ihrem neuen Aufbau der Detachments, dass unser guter alter CAD ganz und gar überholt ist. Das Aufstellen einer Armee ist unglaublich vielfältig aber auch unüberschaubar geworden. Jeder Eingriff wird als Balancing empfunden und jede Änderung gereicht zum Nachteil. Eine Lösung habe ich auch nicht parat, aber die ungeheuerliche Komplexität ist nicht von der Hand zu weisen.
Konnte man früher noch planen, was einen so erwarten kann auf Turnieren, ist es heute sehr Vielfältig.
Alle sind sich irgendwie einig, dass man da mal was machen muss. Aber was?
Kommen wir nun dazu, dass Gewaltige Kreaturen und Fahrzeuge und auch die Titanenkillerwaffen fester Bestandteil des Spiels sind. Der Einzug der Regeln ins Grundbuch sind für mich der klarste Beweis, das für GW keine Trennung mehr zwischen „Apocalypse only Zeug“und 40k besteht. Wie oben erwähnt, spätestens mit dem Ritter, der im Übrigen das Modell des Jahres 2014 geworden ist und von Fans auf der ganzen Welt geschätzt wird, haben wir einen Kodex erhalten der ausschließlich gewaltige Kriegsmaschinen enthält.
Selbst im Codex: Astra Militarum fällt auf, das zumindest der Deathstrike Launcher eine Apo. Schablone verlangt. Danach kamen Ritter, einige LoW (Stompa und Khorne Lawnmover) und TK-Waffen hielten schleichend Einzug. Am Anfang noch an LoW montiert, spätestens ab dem Bloodthirster und jetzt mit den Eldar auch an „normalen“ Einheiten (Monströse Kreatur und Infanterie).
Diese auf Turnieren zu verbieten halte ich deshalb für völlig falsch, da diese ohne komplizierteste Beschränkungen oder Houserules einzelner Kreaturen und auch Waffen nicht mehr aus dem Spiel zu entfernen sind.
Das ist für mich ein Scheidepunkt, der nichts mit Balancing, oder Powerlevel zu tun hat. Ich hebe eher auf die Unmöglichkeit ab, diese Beschränkungen oder Hausregeln so zu gestalten, das sich die Szene nicht in 300 Lager zerspaltet, die alle meinen zu wissen was „richtiges“ 40k ist.
Wenn hier jetzt komplizierteste Beschränkungen und eigene Regeln entstehen, ist der Zugang zum Turnier-Spiel eine fast unüberwindbare Hürde geworden. Ferner wird es dann auf jedem Turnier anders gehandhabt, was den Zugang zur „Szene“ nochmals erschwert. Im Übrigen haben auch einige Veteranen keinen Bock ihre Armee für jedes Turnier umzustellen und genau zu checken welche Regeln da nun wieder gelten.
Mir persönlich wurde geraten, dann da nicht hinzufahren. Genau das halte ich für völlig falsch. Die kritische Masse an Turnierbesuchern ist gar nicht groß genug, als das die Orgas auf Teile der Spielerschaft verzichten können und es zahllose Events mit unterschiedlichen Leutchen gibt. Dann kommt das Argument, das wenn man dies und jenes erlaube, halt andere nicht kämen. Und genau deshalb bin ich gegen Fanhammer. Wenn Leute nicht kommen, weil ihnen Beschränkungen nicht passen ist das schlecht. Wenn Leute nicht kommen, weil ihnen das AKTUELLE VON GW VERÖFFENTLICHTE WARHAMMER 40K nicht gefällt, dann kann keine Orga der Welt das Problem durch „pseudo Balancing“ lösen. Dann muss er halt nicht kommen. Ich glaube die Entscheidungen, die jetzt von Organisatoren getroffen werden, haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Zukunft des Spiels.
Mit dem aktuellen Trend werden aber oft Leute, die das AKTUELLE VON GW VERÖFFENTLICHTE WARHAMMER 40K Version spielen wollen, nicht mehr durch Turniere bedient.
Darauf könnte man antworten: Die sind in der Unterzahl und es werden immer weniger, wir machen doch nur Turniere für Veteranen und Leute die sich sicher in der Szene bewegen.
Wenn das wahr ist, dann ist es 5 vor 12 für 40k.
Denn mit jedem Monat entfernt sich dann das AKTUELLE VON GW VERÖFFENTLICHTE WARHAMMER 40K vom auf deutschen Turnieren gelebten „Krauthammer“.
Die Kluft wird irgendwann unüberbrückbar. Wie wollen dann noch Leute zur Szene stoßen?
Dass die Szene überaltert und den Kontakt zum Nachwuchs verloren hat. Mit meinen fast 40 Jahren gehöre ich zu den Älteren auf Turnieren und stelle fest, dass ich nur wenig oder gar keine jüngeren Gesichter bzw. unbekannte Gesichter sehe. Um die jungen Leute, die noch heute mit dem Spiel beginnen (und ich glaube das sind gar nicht so viele) für das Turnier-Spielen zu begeistern, bedarf es keinerlei oder nur minimaler Hürden mit der privaten und oft noch kleinen Sammlung, mal ein Turnier zu besuchen.
Ich kann hier nur für mein beschränktes Sichtfeld Großraum Düsseldorf sprechen, aber hier sieht man in den Läden viel X-Wing (günstig, ready to play, gute Regeln, guter Support) oder aber Infinity, Saga und auch Bolt-Action und Flames of War. Selbst Warmachine sehe ich mehr als 40k oder Fantasy. Der kleine GW Laden im Schatten der U-Bahn Baustelle ist gähnend leer.
Was passiert, wenn immer mehr ältere Spieler das Spiel verlassen, weil es nicht mehr das gute alte ist? Oder sie glauben ihre Sammlung ständig erweitern zu müssen, um Schritt zu halten? Was, wenn Familie, Kinder und andere, kurzweiligere Spiele den Platz einnehmen und Veteranen ausscheiden? Ich denke diese Sorgen aus den Kommentaren hier und einigen Foren sind berechtigt. Ich überlege auch ernsthaft aufzuhören und nur noch X-Wing oder Descent mit anderen älteren Herren zu spielen. Dann muss der Nachwuchs ran. Der muss rekrutiert, gehegt, gepflegt und zur Szene gebracht werden. Wer macht das? Clubs, Händler, GW selber? Eher nicht. Die Clubs spielen oft andere Spiele mit besserem Support, die Händler werden von GW schlecht behandelt und führen demnach lieber andere Spiele in Ihren Läden ein.
Wie hält man die Alten im Spiel und wie bekommt man Nachwuchs, welche Rolle spielt GW dabei? Das ist eigentlich ein anderer Artikel…
Wenn man das alles Mal zusammenfasst, kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass es für mich keine uneinheitlichen Beschränkungen auf Turnieren geben sollte, die Houseruling und Balancing (Versuche..) sowie Bannings beinhalten.
Jedes Eingreifen und Regulieren verschiebt nur den schwarzen Peter von einem Modell zum anderen. Im unendlich beschränkten 40k wird irgendwann das Lasergewehr generft, weil es zu hart ist gegen den Grot ist, den jeder nehmen muss. Es kann ja nicht sein, das Irgendwann jeder eine Laserkanone hat. Ja natürlich, aber es kann auch nicht sein, das irgendwann jeder eine Laserpistole hat. Das Balancing sollte aber nicht jede kleine Orga übernehmen, die kann das bestimmt nicht besser als GW.
Im Übrigen gewinnt sowieso immer der gleiche Kern aus Personen, egal welche Beschränkungen vorherrschen.
Und das ermöglicht es jedem Spieler, jung oder alt, bei der eh schon überschaubaren Anzahl von Turnieren, zumindest immer die gleiche Armee einsetzen zu können.
Welcher junge Spieler hat schon genug Modelle, um sämtliche Beschränkungen und Aufbauten zu bedienen?
Selbst ich, als alter Veteran, befinde mich momentan in der Situation eine neue Armee aufbauen zu wollen. Die Entscheidung fällt mir nicht leicht, da ich so viele diverse Beschränkungen im Kopf haben muss. Nicht jeder hat noch eine nach CAD zusammengesammlte Armee im Schrank. Was ist mit Leuten die sich mühsam ein „Masque“ Detachment gesammelt und bemalt haben um dann zu merken, dass es nicht auf Turnieren spielbar ist. Was ist mit dem jungen der sein ganzes Taschengeld in 5 Ritter gesteckt hat um dann einmal auf dem seltsamen Turnier (zu dem er überredet wurde) zu lernen, das die alten dicken Herren Ritter doof finden?
Das auf der Welt total unterschiedlich 40k gespielt wird sieht man ja bei der ETC. Da treffen Leute aufeinander, die unterjährig ganz andere Armeen spielen. Sinnvoll?
Ich wiederhole nochmal mein Statement vom Anfang:
“Die Turnier-Szene und das Turnier-40k in Deutschland entfernt sich vom 40K-as-printed-&-published und das ist sehr schlecht für die Zukunft des (Turnier-) Spiels.”
Eine Lösung außer 40k so zu spielen wie es veröffentlicht wird, habe ich nicht im Angebot.
Ja, es könnte besser sein. Ja, einige werden das nicht mögen.
Aber ist es nicht notwendig für das größere Wohl Aller die Befindlichkeiten Einzelner zu ignorieren?
Beim nächsten Mal gehe ich auf Game-Design, Mental Scrubbing, Jomi und D-Waffen ein. Darauf den Monat auf Keimzellen des Tabletops: Läden und Clubs – und Turniere/Cons.